Im gelobten Land

Tage, die dich verändern. Besuch bei 3D WASP in Massa Lombarda, Italien.

20. Mai 2019.

Während Lapo Nardini uns an diesem feuchtigkeitsgetränkten Maimorgen durch die Entwicklungshalle des Herstellers von 3D Druckern führt, sitzt ein Pulk von Entwicklern mit dem Firmenchef Massimo Moretti dort zusammen um einen ovalen Tisch. Es ist geräumig, hell, und es riecht nach „alles ist möglich“. 3D WASP stellt aktuell den größten 3D Drucker der Welt her, und mit diesem Drucker werden nicht etwa neue Automodelle oder Yachten aus Verbundmaterial gedruckt, sondern kleine Häuser aus Lehm. Und dann sagt Lapo diesen Satz: „Wir müssen all unsere Entwicklung mit dem Geld bezahlen, das wir durch den Verkauf unserer Maschinen verdienen“. Das bedeutet: Auf dem Weg zu unserer Vision können wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Wir brauchen unsere Zeit. Und die nehmen wir uns.

21. Mai 2019.

Ich denke darüber nach, was ganz unten auf der 3D WASP Webseite steht: „We work for a better world“. Das klingt ein wenig hochstaplerisch, und wer will kann es vermutlich in wenigen Sätzen widerlegen. Doch das würde nichts daran ändern, dass diese jungen Leute hier, die um einen charismatischen Chef gruppiert sind, nichts anderes tun wollen: Für eine bessere Welt arbeiten. Inmitten vieler so rational begründeter, aufgeklärter Projekte , die unsere wissensgetriebene und manchmal auch wissenschaftsbesoffene Welt verfolgt, sind gerade die traumhaften die attraktiveren. Das Bild im Hangar von 3d WASP bleibt deswegen hängen, weil es zeigt, wie aus einer Versammlung von zwei Handvoll Menschen Ideen aufsteigen und Träume sich entfalten. Oder sind es sogar zwölf, dort um den Chef geschart? All das ist Zufall – und auch wieder nicht. „Jeder arbeitet an seinem Platz für dieses Ding, das bessere Welt heisst. Wir kommen von der Seite des 3D-Druckers“, sagt Lapo.

Wie will ich selbst an der besseren Welt arbeiten? Es sind die Ausstellungen. Die Beispiele. Die Worte. Die Zusammenhänge, die ich und mein(e) Team(s) in der realen Welt herstellen. Es ist ein Versprechen, das ich gerne geben und mit meiner Arbeit einlösen will. An einer besseren Welt arbeiten. „Du wirst hier gleich etwas erleben, das dein Leben verändert“. Ein tolles Versprechen, ein Ansporn. Ich denke nicht an Katastrophen dabei, oder Schicksalsschläge, sondern an sanfte oder auch plötzliche Aufwacherlebnisse, die sich am besten unter der Arbeit der Hände einstellen. Und im Zusammenarbeiten mit anderen Menschen. Wenn wir diesem Anspruch folgten, wäre das Diktat der Rationalität gebrochen, das bei der Beschäftigung mit Wissenschaft gilt. Wir wären frei, auf viel mehr Kanälen zu senden – nämlich auch auf dem Trance-, Ekstase-, und Transzendenz-Kanal, der im Moment den Resten der Kirche und ansonsten der Wirtschaft mit vorgeschalteter Marken-Inszenierung vorbehalten ist.

Nicht aufhören, hier und jetzt beherzt nach den Sternen zu greifen, dabei mit beiden Beinen ruhig auf der Erde zu stehen.